Friedensgebete

Herr, mach mich zu einem Werkzeug Deines Friedens,
dass ich liebe, wo man hasst;
dass ich verzeihe, wo man beleidigt;
dass ich verbinde, wo Streit ist;
dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;
dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;
dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;
dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;
dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt.
Herr, lass mich trachten,
nicht, dass ich getröstet werde, sondern dass ich tröste;
nicht, dass ich verstanden werde, sondern dass ich verstehe;
nicht, dass ich geliebt werde, sondern dass ich liebe.
Denn wer sich hingibt, der empfängt;
wer sich selbst vergisst, der findet;
wer verzeiht, dem wird verziehen;
und wer stirbt, der erwacht zum ewigen Leben.
Frankreich 1913

Gebet der Vereinten Nationen


Gott, unsere Erde ist nur ein kleines Gestirn im großen Weltall.
An uns liegt es, daraus einen Planeten zu machen, dessen Geschöpfe
nicht von Kriegen gepeinigt werden, nicht von Hunger
und Furcht gequält, nicht zerrissen in sinnlose Trennung nach
Rasse, Hautfarbe oder Weltanschauung.
Gib uns den Mut und die Voraussicht, schon heute mit diesem
Werk zu beginnen, damit unsere Kinder und Kindeskinder einst
mit Stolz den Namen Mensch tragen.

V Du Gott des Friedens,
vor dir denke ich an die Menschen,
die sich nach Stille und Frieden sehnen.
Sie sind allein mit ihrer Last.
Sie haben niemanden, dem sie das, was sie niederdrückt,
auf die Schultern legen können.
A Vor dir denke ich an die Menschen,
die rastlos und ruhelos sind,
die sich selbst betäuben mit Aktivität
und dabei unglücklich werden.
V Vor dir denke ich an die Menschen,
die sich nach Geborgenheit sehnen,
nach einem menschlichen Gesicht mit guten Augen,
die sie liebevoll anschauen.
A Vor dir denke ich an die Menschen,
die eingeschnürt sind in ihre Verpflichtungen,
denen die Zwänge in ihrem Beruf
oder die Leere der Arbeitslosigkeit
die Luft zum Atmen nehmen.
V Du bist der Friede,
du Gott des sanften und belehrenden Friedens.
Du nimmst Lasten ab,
du bist die Geborgenheit.
Du atmest uns frei.
Friede sei mit allen Friedlosen,
Friede tief wie das Meer,
tief wie die Stille der Erde,
tief wie die sanfte Nacht.

Helge Adolphsen

Litanei: Gott, das Wort des Friedens

Du Wort ohne Lüge
Du Wort ohne Zwang
Du Wort ohne Gewalt
Du Wort ohne Waffen
A: Herr, erbarme dich
Du ans Kreuz geheftetes Wort
Du zum Schrei gewordenes Wort
Du zum Schweigen gebrachtes Wort
Du Wort, Mensch geworden an Weihnachten
A: Herr, erbarme dich
Du Wort des Friedens
Du Wort der Versöhnung
Du Wort der Gerechtigkeit
Du Wort der Liebe
A: Herr, erbarme dich
In allen Momenten des Unfriedens
In allen Kriegen
In allen Momenten des Hasses
In allen Situationen der Unversöhntheit
A: Herr, erbarme dich
Über alle Menschen, die leiden
Über alle Menschen, die Gewalt erfahren
Über alle Menschen, die verzweifeln
Über alle Menschen
A: Herr, erbarme dich
Du – Wort des Friedens und der Gewaltlosigkeit. Du verstummst
nicht, trotz aller Gewalt der Welt. Lass uns auf dich hören und
dir folgen, damit dein Friede wächst und uns erfüllt.

Gott, wir suchen Frieden:
für die Welt und Europa,
für unser Land und die Gesellschaft, in der wir leben.
Wir suchen Frieden mit und in Deiner Schöpfung,
zwischen den Religionen und Konfessionen,
in unserer Kirche und in unseren Gemeinden.
Wir suchen Frieden untereinander und mit uns selbst.
Wir suchen Frieden mit und in Dir.
Wir sehen Unfrieden, Kriege und Kämpfe,
die Ausbeutung der Erde,
religiöse Gewalt und fanatischen Hass.
Wir erleben Brüche und Krisen,
Krankheit, Leid und Tod.
Wir sehen, dass die Welt Dich vergessen kann
und erleben doch immer wieder Zeichen Deiner Nähe,
Deines Lebens und Deines Friedens.
Dankbar sind wir Dir für alle,
die an einer friedlichen und solidarischen Welt mitwirken,
die eine menschenwürdige und gerechte Zukunft suchen,
die sich für eine versöhnte Gesellschaft einsetzen,
die für Dialoge zwischen den Religionen einstehen.
Dankbar sind wir Dir für alle,
die uns das Glück gelingender Beziehungen schenken,
die unseren Herzen und Seelen Frieden geben,
die an Dich glauben, Dich lieben, Dich bezeugen,
die unser Vertrauen auf Dich und Deine Nähe stärken.

Gott, du Quelle des Lebens,
du lässt uns träumen von einer neuen Welt.
Dort wird das Wasser des Lebens fließen,
dort werden Bäume grüne Blätter tragen
und Völker werden Heilung finden.
Auf dieses Bild der Hoffnung verlassen wir uns.
Du gibst uns den Mut,
schon jetzt aus dir,
der Quelle des Lebens, Kraft zu schöpfen,
Gott von Ewigkeit zu Ewigkeit.

Herr, unser Gott:
Wir spüren die Wunden unserer Welt.
Unsere Welt leidet am Krieg in …
Sie leidet an Unmenschlichkeit und Lieblosigkeit.
Sie leidet an jedem Schlag, an jedem Schuss, an jeder Bombe.
Wir betrachten diese Wunde mit Angst und Sorge,
haben Angst, dass sie sich ausbreitet statt zu heilen,
und spüren auch, dass wir diese Wunde mitzuverantworten haben.
Herr, erbarme dich unser.

Wir bitten dich für alle Menschen,
die von der gewaltsamen Auseinandersetzung betroffen sind:
– für die zahllosen Opfer, die ihr Leben lassen müssen,
– für die Familien, die um Menschen bangen,
– für die Frauen und Kinder,
die unter der Gewalt und den katastrophalen Verhältnissen leiden
und zu unschuldigen Opfern werden,
– für die vielen Opfer, die durch Verwundung Schmerzen leiden
oder durch die Grausamkeit verstört sind,
– für die Soldaten, die Angst haben vor dem Tod.
Herr, lass die Regierenden ernsthaft nach Wegen zum Frieden suchen
und den Krieg möglichst schnell beenden.

Herr, wir bitten auch für uns:
Lass uns immer wieder neu für den Frieden beten.
Lass uns immer wieder den Mut finden,
uns für den Frieden einzusetzen,
– durch verbindende Worte und Taten,
– durch Teilen,
– durch Abbau von Trennendem
– und vor allem: durch Widerstehen der Gewalt.
Schenke uns dazu die Kraft und deinen Segen.

Schenke den Wunden der Welt Heilung
durch Jesus Christus, deinen Sohn,
der die Welt mit dir versöhnt hat.

Gottes Frieden in unsre Welt tragen

Gott, du bist ein Gott des Lebens
und du willst, dass wir Menschen in deiner Schöpfung
das Leben in Fülle haben.
Wir kommen voller Ängste zu dir, ratlos und ohnmächtig
angesichts der Gewalt um uns und in uns.
Wandle uns in der Tiefe unseres Herzens zu Menschen,
durch die dein Friede in unsere Welt getragen wird.
Segne mit deinem Geist alle Menschen,
die mit uns auf dem Weg sind zu deinem Reich des Friedens.
Sende deinen Geist auch in die Herzen derer,
die gefangen sind im Netz der Gewalt,
und lass uns nie die Suche aufgeben
nach dem Gespräch mit ihnen.
Das bitten wir durch Jesus Christus, der uns vorgelebt hat,
wie wir Gewalt überwinden und Frieden schaffen können.

Gebet vom `Friedenskapitel der Ordensleute´. Hasselbach 1976. Entnommen:
Handreichung zur Friedensdekade 1987, – gekürzt u. bearbeitet -.

Kraft zum Frieden

Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
Wir erkennen dankbar, dass es unter uns Menschen gibt,
die Spannungen überbrücken,
die nicht aufhören zu verhandeln,
die überall Frieden suchen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
um den Mut, allen entgegenzutreten,
die an gewaltsame Lösungen denken,
die mit Gedanken an Krieg ihr Spiel treiben,
die durch spannende Schilderungen den Krieg verharmlosen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
Wir möchten noch mehr darauf achten,
wo wir uns zu breit machen,
wo Unsicherheit in der eigenen Überzeugung
uns dazu verleitet,
in Andersdenkenden Feinde zu sehen.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott:
dass wir die schrecklichen Folgen der Kriege
nicht vergessen oder verschweigen;
dass wir eintreten für Versehrte und Verstörte,
für Minderheiten und Flüchtlinge.
Um deine Kraft zum Frieden bitten wir, Gott.

Friedrich Karl Barth u. a., Gottesdienst menschlich, Eine Agende,
Wuppertal 1990, S. 258f., – bearbeitet -.

Schenke dein Licht, Gott...

Wo Unwissenheit, Selbstliebe und Unverständnis
das Leben in der Gemeinschaft zerbrochen haben,
schenke dein Licht, Gott der Liebe.
Wo Ungerechtigkeit und Unterdrückung
den Lebenswillen der Völker gebrochen haben,
schenke dein Licht, Gott der Befreiung.
Wo Hunger und Armut, Krankheit und Tod
das Leben zu einer unerträglichen Last gemacht haben,
schenke dein Licht, Gott der Gnade.
Wo Misstrauen und Hass, Streit und Krieg
deine Güte zunichte gemacht haben,
schenke dein Licht, Gott des Friedens.
Ewiger Gott,
nimm die Blindheit von den Nationen und Völkern,
auf dass sie im Licht der Liebe wandeln mögen;
nimm die Unwissenheit und Verstocktheit
von den Nationen und Völkern,
damit sie von der Quelle deiner Güte trinken mögen.

John L. Bell. In: The Iona Community Worship Book, Glasgow, – bearbeitet -.

Unsere Stimme erheben

Gott des Lebens,
um der Menschen willen,
die …………………………..
…………………………..
…………………………..
kommen wir zu dir.
Wir bitten dich für alle,
die dort in diesen Tagen an Verhandlungen beteiligt sind:
Schenke ihnen die Kraft,
die Lage auch mit den Augen der anderen zu sehen,
damit sie einen Ausweg aus dem Krieg finden können.
Wir bitten dich für alle,
die nach politischen Lösungen suchen:
Schenke ihnen Ausdauer und Geduld,
damit sie angesichts der vielfältigen Probleme
nicht aufgeben oder zu militärischen Lösungen greifen.
Wir bitten dich für alle,
die sich Tag für Tag entscheiden müssen,
ob sie an einer der Kriegsfronten kämpfen und töten sollen:
Schenke ihnen deinen Heiligen Geist,
damit sie ihre Gegner als Brüder und Schwestern erkennen können.
Wir bitten dich für die vielen Kinder, Frauen und Männer,
die einem Krieg und seinen Folgen ausgesetzt sind
und sich ohnmächtig fühlen:
Schenke ihnen Hoffnung,
damit sie nicht verzweifeln.
Wir bitten dich für uns,
die wir Krieg und Terror schon so lange
wie angstvoll und gelähmt gegenüber stehen:
Schenke uns Klarheit,
damit wir gegen diesen Krieg unsere Stimme erheben.

Cordelia Kopsch, Beten für den Frieden, Frankfurt 1991, – überarbeitet und gekürzt -.

Magnifikat nach Frei Betto, Befreiungstheologe aus Südamerika

Meine Seele preist die Größe des Herrn.* Mein ganzes Sein sehnt sich nach seiner Liebe.

Ich freue mich über Gott, meinen Retter,* denn mitten in meinem Leben hat er sein Zelt aufgeschlagen.

Fortan werden alle mir sagen: Dir kann niemand mehr schaden,* denn Gott hat deine Hände stark gemacht.

Gott hat an mir Dinge getan,* für die ich keine Worte finde.

Nur die Liebe vermag es zu sagen,* so unbegreiflich es auch ist.

Seine Güte erweist sich in der Geschichte* und spiegelt sich in der Gerechtigkeit.

Gott streckt seine starke Hand aus* und macht die Pläne der Stolzen zunichte.

Die Mächtigen entthront er ihrer Macht* und erhöht die Ohnmächtigen des armen Volkes.

Die Güter der Erde gibt er denen, die sie erzeugen,* und die Reichen lässt er leer ausgehen.

Alle misst er mit gleichem Maß und erfüllt den Vertrag,* den er in Jesus Christus geschlossen hat.

Mit seinem Volk ist er auf dem Weg; * solidarisch führt er die Armen in sein Reich.

Gott erweist seine Treue allen,* die gegen alle Hoffnung noch immer hoffen.

Ehre sei dem Vater und dem Sohn * und dem heiligen Geist.

Wie im Anfang so auch jetzt und alle Zeit * und in Ewigkeit, Amen.